Gemeinde Lülsfeld   DEU Lülsfeld COA svg
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Von Dachbodenfunden und Kellerschätzen

2022 01 29 Pfarrei Archiv Umzug DJI 0030

Zu Zeiten als die Dorfpfarrer noch im Pfarrhaus wohnten, archivierten sie auch dort Ihre Dokumente. Verschiedene Gegenstände, oft Geschenke der Gläubigen kamen im Lauf der Zeit dazu. Zuletzt wohnte Pfarrer Raimund Merget dort, bis er 2013 ins Wohnstift Steigerwald nach Gerolzhofen zog. Da eine weitere kirchliche Nutzung des Gebäudes nicht absehbar ist, verkaufte die Gemeinde nun das 1871 errichtete Gebäude. Das veranlasste Martin Ament von der Kirchenverwaltung und den ehemaligen Kirchenpfleger Otmar Haubenreich dazu einen neuen Ort für die in einem Stahlschrank gelagerten Unterlagen und Gegenstände zu suchen. Der Inhalt konnte zu Fuß in den kleinen Keller unter der Sakristei der Kirche gebracht werden. Der Schrank selbst aber war zu groß und schwer um ihn aus dem 2. Stock die Treppe hinunter zu bugsieren. Also organisierte man einen Telehandler und schob ihn aus dem Giebelfenster in die Schaufel der Maschine.

Blick in die Geschichte

Bei der Aktion fanden Ament und Haubenreich einige interessante Dinge. Eine Landkarte der Gemeinde, aus dem Jahr 1930. Sie wurde nach der ersten Flurbereinigung im Jahr 1926 erstellt und zeigt wohl die Besitztümer der Kirche im Gemeindegebiet zu dieser Zeit. Fünf Jahre jünger ist eine Skizze des Lülsfelder Beichtstuhls, des Bildhauers Franz Lieb aus Würzburg. Wie aus seinem Stempel zu entnehmen ist nannte er sein Unternehmen „Werkstätte für kirchliche und profane Kunst“. Datiert ist das Papier auf das Jahr 1934. Laut Haubenreich wurde damals die Lülsfelder Kirche erweitert und der Beichtstuhl eingebaut. Obwohl er 42 Jahre lang das Amt des Kirchenpflegers ausübte konnte er nicht sagen wozu eine „Diploma Aggregationis Apostolatus Orationis“ vergeben wurde.

Woran erkennt ein Laie eine Torarolle?

Bemerkenswert ist auf jeden Fall ein zusammengerolltes Pergament mit fremden Lettern. Ein Teil einer Thorarolle? Haubenreich ist sich nicht sicher. Auch weiß er nicht, ob in den übrigen Dokumenten noch weitere Entdeckungen zu erwarten sind. Wahrscheinlich handelt es sich größtenteils um Rechnungen, die sich im Lauf der letzten hundert Jahre angesammelt haben. Die Herkunft eines verziertes Kästchens mit Engelsbildern auf den Innenseiten der Türen und insgesamt 14 christlichen Anhängern ist nicht geklärt.

Zeugnis des Kriegs

Anders beim Schrein der Kriegsgefallenen, der noch bis in die 1990er Jahre in der Kirche aufgehängt war, und bereits im Kirchenkeller lagerte. Mit ihm gedachten die Angehörigen den Toten des Kriegs. Haubenreich weiß, dass einige Personen in der Sammlung fehlen und vermutet, dass Angehörige wohl kein Foto zur Verfügung hatten. Ein tragisches Beispiel dieser traurigen Sammlung: Die 19-jährige Klothilde Wohlfeil kam am Donnerstag, 24. Februar 1944 ums Leben. An diesem Tag erlebte Schweinfurt den größten Luftangriff im zweiten Weltkrieg. Rund 20 Kilometer südlich entdeckte einer oder mehrere versprengte Flugzeuge der Royal Air Force einen Zug. Die junge Frau wollte an diesem Tag nach Schweinfurt fahren. Doch schon vor Gerolzhofen endete die Fahrt und ihr Leben. Die Besatzung der Flieger hatte das Feuer eröffnet.