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Innovation made in Lülsfeld - Datenüberwachung mit Datenschutz

Was veranlasst jemanden eine „Sensorbox“ zu entwickeln und zu vermarkten?

Mit dem eigenen Pool fing es an. Der Lülsfelder Martin Ament wollte die Steuerung seines Pools optimieren und machte sich per Internet auf die Suche nach einer geeigneten Temperaturüberwachung. Zwar gab es technische Lösungen, aber keine der angebotenen Versionen konnte seine Anforderungen an die Datensicherheit, die Offenheit der Schnittstellen und die Verarbeitungsqualität, gleichzeitig erfüllen. Alle Anbieter legten zum Beispiel die entsprechenden Daten mehr oder weniger geschützt im Internet ab. Auch die verwendete Software war nicht einseh- oder gar änderbar, stellte Ament fest. Also suchte sich der Programmierer gemeinsam mit einem befreundeten Techniker die nötigen Bauteile zusammen und sie entwickelten den ersten Prototyp seiner Sensorbox. Damit konnte er sich jetzt rund um die Uhr die Temperatur seines Pools am Smartphone anzeigen lassen, und vor allem in seine Steuerung einbinden.

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Martin Ament überwacht die Daten seiner Sensoren. Außerdem findet an diesem Arbeitsplatz auch die Qualitätssicherung der eingehenden Sensoren und der fertigen Sensorboxen statt.
Beim sogenannte Flashen wird hier auch das Programm zur Verarbeitung der Sensordaten vom PC auf die Recheneinheit aufgespielt.

 

Einsatz in der Kirche

Eine weitere Anwendung fand sein System, als die Heizungssteuerung in der Lülsfelder Kirche durch einen Blitzschlag stark beschädigt wurde. Ament suchte sich kostengünstige aber qualitativ hochwertige elektronische Bauelemente verband sie auf einer Platine und spielte das selbst entwickelte Programm auf die Recheneinheit auf. Dadurch konnte eine teure Reparatur oder gar ein kompletter Systemtausch vermieden werden.

Als er die Lösungen auf seiner Internetseite www.openandhome.de präsentierte, löste das einige Nachfragen aus. Da Andere offensichtlich ähnliche Aufgabenstellungen hatten und nach passenden Lösungen suchten wurde gleich ein Internetshop in die Homepage integriert. Aber auch bei einigen Lülsfelder Bekannten bestand Interesse. Diese wurde zuerst bedient. Die erarbeiteten individuellen Lösungen nutzte der 46-jährige fortan für „Feldversuche“. Funktionierte mal etwas nicht, kam Ament sofort vorbei. Bei einem gemeinsamen Bier wurde das Problem besprochen. Immer mit dem Ziel einzelne Komponenten oder das Gesamtsystem zu verbessern.

 

Arbeitsteilung und weitere Verbesserungen

Da die Anzahl der Anfragen weiter stieg konzentrierte sich der Programmierer auf die Software und die Qualitätskontrolle während sein handwerklich geschickterer Kollege die Arbeitsschritte Montage und Löten übernahm. Gemeinsam führten sie weitere Optimierungen ein. Die anfangs verwendeten Universalplatinen hatten zum Beispiel einen sehr hohen Aufwand beim Verlöten der nötigen elektronischen Bauteile zur Folge. Martin Ament entwickelte daraufhin ein individuelles Platinen-layout und fand dafür auch einen verlässlichen Lieferanten. Dadurch wurde die Montage deutlich vereinfacht aber vor allem auch die Qualität der Sensorboxen stark verbessert. Auch die Schrauben zum dichten Verschließen der Gehäuse wurden schnell auf Edelstahlausführung umgestellt, da einzelne Pilotanwendungen gezeigt hatten, dass diese Zukaufteile die hohen Ansprüche der beiden nicht erfüllen konnten.

 

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Die Recheneinheit wird an der Hauptplatine angelötet. Das sorgt für die elektrische und mechanische Verbindung.

 

Wissensaustausch in der "Community"

Zu seinem bisherigen Kundenstamm zählen vor allem Technikfans, die wie er selbst auch, Wert auf qualitativ hochwertige Verarbeitung legen. Auf der anderen Seite aber ebenso ein quelloffenes Verarbeitungsprogramm bevorzugen, bei dem sie jederzeit die Verarbeitungsschritte nachvollziehen und Anpassungen durchführen können und damit eine langfristige Investitionssicherheit haben. Ament nutzt bereits vorhandene Programmbausteine, passt an, wo nötig und gibt Verbessertes wieder an die „Community“ zurück.

 

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Ein Temperatursensor ist bei dieser Lösung unten am spritzwassergeschützten Gehäuse befestigt und innen auf der Platine verlötet. Dort befindet sich auch die Recheneinheit und in diesem Beispiel auch die optionale Anzeige. Über einen Standard-USB Anschluss wird die kompakte Einheit mit Strom versorgt. Die Daten werden per WLAN übertragen.

 

Rechtzeitige Warnung vor Schäden

Dazu kommt jetzt eine neue Zielgruppe: Landwirte oder Obst- und Gemüsebauern. Als der Lülsfelder Ulrich Schemmel nämlich vor kurzem von der „Zwei-Mann-Firma“ erfuhr, schilderte er dem Programmierer die Situation in seinem Getreidespeicher. Dort sei es wichtig stets über Luftfeuchtigkeit und Temperatur informiert zu sein. Dazu dienen entsprechende Thermo- und Hygrometer im Lagergut, aber auch für die Umgebungsluft. Die Auswertung dieser Daten ermöglicht es zum Beispiel die Kühlung zu starten und damit die Temperatur zu senken um das Getreidelager auf längere Zeit stabil zu halten. So kann die Lagerzeit verlängert und ein Eindringen oder die Ausbreitung von Schädlingen oder Pilzen wirkungsvoll ausgeschlossen werden.

Nur über Temperatur- und Feuchtemessung könnten Pilzbefall und das Eindringen von Schädlingen überwacht und damit wirkungsvoll ausgeschlossen werden. Eine neue Pilotanwendung war sofort vereinbart, und einzelne Sensorboxen in ein Gesamtsystem eingebunden. Eine geringe Investition, die hohen Schaden vermeiden kann. Schemmel hat seither jederzeit zum Beispiel per Smartphone Zugriff auf seine Daten. Bei abweichenden Werten erhält er sofort eine Nachricht. Wichtig für den Programmierer und seinen Kunden: Keine anderen Personen können auf die Daten zugreifen, da sie ausschließlich lokal verfügbar sind. Ament ist sich sicher, dass diese Datensicherheit, aber auch seine individuellen Lösungen und die fachmännische Beratung seiner Kunden, wenn nötig auch per Video-Chat, die Grundlage für die weiter steigende Nachfrage ist.

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Ulrich Schemmel überwacht am Smartphone die Temperatur und die Feuchte in seinem Getreidespeicher. Die Röhrchen im Hintergrund markieren die Position der Sensoren. Diese sind über bis zu 15 Meter langen Kabeln mit der Sensorbox verbunden.

 

Weiteres Wachstum

Das hat die beiden Tüftler, die inzwischen schon mehrere hundert Stunden in Ihr Projekt gesteckt haben, veranlasst ihre Prozesse noch weiter zu optimieren. Neben den Montageverbesserungen wurde auch die Wareneingangs- und Qualitätskontrolle, bei der 100% der Sensoren geprüft werden, stark automatisiert. Trotzdem ist Ament und sein Companion inzwischen auf der Suche nach weiterer Unterstützung vor allem für das Löten und die Montage. Auf die Frage ob man damit reich werden könne winken sie lächelnd ab. Für ein solches Nischenprodukt seien Stückzahlen, die in die Hunderttausende gingen kaum realistisch. Beide sehen es vielmehr als Hobby. Das Tüfteln und das kontinuierliche Verbessern mache ihnen einfach Spaß.