Gemeinde Lülsfeld   DEU Lülsfeld COA svg
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Ergreifender Gottesdienst bei der Profanierung der Klosterkirche

Mit der Entnahme der Reliquien aus dem Altar durch Pfarrer Stefan Mai endete die Geschichte der Klosterkirche als Gotteshaus.

Die Zeit des Abschieds ist da.

Die Plätze reichten nicht. Obwohl noch kurzerhand zusätzliche Stühle aufgestellt wurden, mussten etwa 30 Besucher dem Abschlussgottesdienst in der Kapelle des Lülsfelder Klosters Maria Schnee von außerhalb zuhören. Viele der Anwesenden hatten hier sicher schon einprägsame Erlebnisse erfahren.
Hier wurde in der knapp 130-jährigen Geschichte so manche Hochzeit gefeiert und einige Kinder getauft. Silber- goldene, ja sogar diamantene Hochzeiten wurden begangen. Manch einer mag auch bei schweren Lebensentscheidungen hinter den Klostermauern Rat gesucht haben. Nun feierten sie die letzte gemeinsame Messe zusammen mit den anwesenden dreizehn Schwestern. Darunter Oberin Gundegard Deinzer und Generaloberin Monika Edinger. Für Schwester Wendelina war es schon das zweite Mal, dass sie eine solche schmerzhafte Erfahrung machen durfte. Bereits 2008 profanierte Bischof Friedhelm Hofmann die Klosterkirche in Eichelsdorf von dort zog Schwester Wendelina anschließend ins Kloster nach Lülsfeld. Dessen Schließung ist seit zirka einem Jahr bekannt. Oberin Gundegard hatte dies mit den Worten „Alles hat seine Zeit“ beim Neujahrsempfang 2014 bekannt gegeben. So war das jetzt auch die passende Lesung, die von der Generaloberin vorgetragen wurde. Pfarrer Stefan Mai knüpfte in seiner Predigt daran an. Er verglich das Wirken der Schwestern in Lülsfeld mit Spuren im Schnee, die nun nach und nach unkenntlich würden. „War alles umsonst?“ fragte er. Letztendlich war er sich aber sicher, dass die Schwestern in vielen Herzen Spuren hinterlassen hätten, die nicht so schnell ausgelöscht würden. Begleitet vom Kirchenchor Lülsfeld unter der Leitung von Detlev Triphan ging die festlich gestaltete Messfeier langsam ihrem Ende entgegen. Zum Schluss genügte Schwester Monika ein einziges Wort um die Situation und ihre Gefühle zu beschreiben: „Danke“.
Nun Stand die Profanierung an, also die Entweihung des Gotteshauses. Dazu verlas Dekan Werner Kirchner die Profanierungsurkunde von Bischof Friedhelm Hofmann. Anschließend wurde das Allerheiligste entnommen und von Diakon Albert Hein, begleitet von fünf Ministranten in die Pfarrkirche gebracht.
Während dessen wurden in der Klosterkirche die Kerzen gelöscht und der Altar von Pfarrer Mai und Generaloberin Monika abgeräumt. Vollzogen wurde die Profanierung mit der anschließenden Bergung der Reliquien aus dem Altar. Sie werden von Dekan Kirchner an den Bischof als oberstem Hirten im Bistum Würzburg übergeben. Als letzten Akt löschte Pfarrer Mai das ewige Licht. Nun sorgte nur noch eine einzelne Kerze für etwas Helligkeit. Diese hatte der Dekan vorher angezündet und den Schwestern mit auf den neuen Weg gegeben. Pfarrer Mai bat die Anwesenden den Raum zu verlassen und folgte ihnen als letzter. Sichtbar berührt verschloss er die Eingangstür. In der ehemaligen Kapelle kehrte Stille ein - ein Zustand, der wohl auf absehbare Zeit erhalten bleiben wird.

(Text: Matthias Wiener)

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