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Siebenertag I

Sieben neue Siebener
Mit einem festlich gestalteten Gottesdienst in der Pfarrkirche Allerheiligen in Lülsfeld leitete Pfarrer Stefan Mai den diesjährigen Siebenertag der Feldgeschworenengruppe „Schweinfurt Süd“ am 24. Mai ein. In seiner Predigt ging er auf die Symbiose von Mensch und Natur ein. „Wenn Du die Schöpfung erhältst, erhält die Schöpfung Dich.“ Er beschrieb diese Wechselwirkung am Beispiel des heiligen Ägidius, der der Legende nach eine Hirschkuh rettete, die ihn anschließend mit Milch als Gegenleistung dankte. Weiter zitierte er den Indianerhäuptling Seattle, der nachdem er zum Verkauf seines Landes aufgefordert wurde dem „weißen Mann“ fragte: „Wie kann man die Schnelligkeit einer Antilope oder die Frische der Luft kaufen?“ Pfarrer Mai spannte den Bogen in die Neuzeit. So stünde heute der Freude am sprießenden Weizenkorn oft die Begeisterung am Einsatz von hochmotorisierten und vollautomatischen Erntemaschinen gegenüber. Er fragte: Erfreut sich der Landwirt am Gezwitscher der Vögel, oder genießt er die aktuellen Hits aus dem Radio in seiner voll klimatisierten und schallgedämmten Fahrerkabine? „Niemand kann zwei Herren dienen.“ so Mai weiter. Man darf die Natur trotz aller modernen Technik nicht in den Hintergrund rücken. Mit der Feststellung, dass der Mensch Geschöpf und nicht Schöpfer ist, beendete er seine Predigt.
Festlicher Umzug durch das Dorf
Im Rahmen einer Kranzniederlegung am Ehrenmahl vor der Kirche rief Kreisobmann Rudolf Bandorf die verstorbenen Feldgeschworenen der vergangenen zwölf Monate in Erinnerung. Er gedachte Egbert Krapf (Falkenstein) Gustav Schwab (Vögnitz) Josef Heilmann (Alitzheim), Obmann Clemenz Jörg (Frankenwinheim) sowie Rudolf Nöth (Unterspießheim). Anschließend bewegte sich der Festzug begleitet von der gemischten Musikkapelle Lülsfeld-Schallfeld durch den geschmückten Ort zum Festgelände am Sportplatz des SV Germania.
Dort hieß Bandorf die rund 170 anwesenden Siebener darunter eine Siebenerin recht herzlich willkommen. Er dankte zuerst Pfarrer Mai für die nachdenklich stimmende Predigt bevor er die Ehrengäste begrüßte. Unter ihnen Kreisbäuerin und Mitglied des Kreistages Sieglinde Fackelmann, Landrat Florian Töpper, Dr. Otto Hünnerkopf in einer Doppelrolle als Mitglied des Landtages aber auch als Feldgeschworener, den Präsidenten des Bayerischen Bauernverbands Unterfranken Bernhard Weiler, vom Vermessungsamt dessen Leiter Direktor Gerhard Hartmann, Regierungsdirektor Emil Linke von der Direktion für ländliche Entwicklung. Außerdem Herrn Landwirtschaftsdirektor Joachim Dömling vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Schweinfurt. Stellvertretend für alle anwesenden Bürgermeister und Gemeinderäte begrüßte Bandorf den Gastgeber Herrn Bürgermeister Wolfgang Anger und übergab ihm das Wort.
Neben allen Feldgeschworenen und Ehrengästen hieß dieser vor allem die Vertreterin des Klosters Maria Schnee Schwester Oberin Gundegard Willkommen. Vor dem Hintergrund der Schließung dieser seit mehr als 130 Jahren bestehenden Institution hofft er demnächst zusammen mit Generaloberin Schwester Monika eine Entscheidung zur weiteren Verwendung der Einrichtung bekannt geben zu können. Dann stellte er den anwesenden Siebenern kurz seine Gemeinde vor. Dabei spannte er den Bogen von der Gründung im Jahr 890 bis in die Gegenwart. Mit 810 Einwohnern sei Lülsfeld zwar die kleinste aber keineswegs die unbedeutendste Gemeinde im Landkreis. Sie bietet allein mit der ÜZ rund 140 Arbeitsplätze. Mit dem aktuell laufenden Kinderkrippenumbau sowie der geplanten Verbesserung der Internetverbindung sei Lülsfeld bestens für die Zukunft gerüstet. Landwirtschaftlich werden zur Zeit 981 ha bewirtschaftet. Mit 19 Vereinen und Verbänden ist für kulturelle und gesellige Abwechslung gesorgt. Besonders erwähnte Anger den weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten Faschingsumzug in Lülsfeld zu dem in der Regel weit mehr als 2.000 Besucher kommen.
Zum Beginn seiner Ansprache trug Landrat Florian Töpper das Gedicht vom „alten Kunz“ vor. Einem ausgesprochenen Geizhals seiner Zeit. Auch heute stelle das persönliche Eigentum wie zum Beispiel Grundstücksbesitz einen wichtigen Wert im Leben der Bürger dar. Hier ist sich das Landratsamt der Wichtigkeit der Rolle der Feldgeschworenen durchaus bewusst. Er dankte allen anwesenden Siebenern für das große Engagement im vergangenen Jahr. Besonders dankte er Kreisobmann Rudolf Bandorf für seinen überdurchschnittlichen Einsatz in den vergangenen 12 Jahren seiner Obmannschaft sowie an seinen Vertreter Klaus Wiederer für ebenfalls 12 Jahren Engagement. Anschließend erfolgte die Ehrung der Jubilare für 25, 40 oder 50 Jahre vollen Einsatzes durch Bandorf und dem Leiter des Schweinfurter Vermessungsamts Gerhard Hartmann. Ein nicht alltägliches Jubiläum kann Josef Rost aus Wiebelsberg vorweisen. Seit 60 Jahren ist er ehrenamtlich als Feldgeschworener tätig. Das Protokoll des letztjährigen Siebenertags in der Nachbargemeinde Frankenwinheim stellte Schriftführer Winfried Ernst im Anschluss daran vor.
Einen weitern Höhepunkt bildete die Ansprache von Dr. Otto Hünnerkopf, Mitglied des Landtags. Er unterstich eingangs die Richtigkeit der von Pfarrer Mai vorgetragenen Predigt. Dann lobte er das Engagement der Lülsfelder, von den Ehrendamen, die den Siebenern zum Beginn ein frisches Blumensträußchen ans Revers hefteten über die Gestaltung des Gottesdienstes und das festlich geschmückte Dorf. „Respekt und Anerkennung – Herzlichen Dank.“ Auch er betonte, wie Landrat Töpper: „Grenzzeichen sind wichtig!“ Grenzen müssten erhalten werden. Die Natur aber auch unehrliche Zeitgenossen würden sich sonst ausbreiten. Hünnerkopf fragte „Wieso reicht heutzutage eigentlich die Grenzsicherung durch GPS nicht aus?“ Trotz Einsatz modernster Technik, sei es der Mensch, auf den es ankomme. Er dankte allen Siebenern für die geleistete Arbeit. Sein besonderer Dank ging an diejenigen, die neu in das Ehrenamt eingetreten sind, sowie an Kreisobmann Bandorf.
Die aktuelle öffentliche Diskussion zum Naturpark Steigerwald kommentierte er mit den Worten: „Es kann auch etwas korrigiert werden, wenn es vorher falsch gelaufen ist“.
Mit einem Hinweis zur demnächst anstehenden Namensänderung auf „Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung“ leitete Gerhard Hartmann, Leiter des Vermessungsamts Schweinfurt seinen Beitrag ein. Er berichtete, dass in Schweinfurt seit 14. Mai. ein sogenannter geodätischer Referenzpunkt existiert. Die Geodäsie, also die Lehre von der Erdvermessung stelle die Grundlage für die Tätigkeit der Siebener dar. In diesem Zusammenhang forderte er die neuen Feldgeschworenen auf an einer im Oktober stattfindenden Fortbildungsveranstaltung teilzunehmen. Feldgeschworene würden nach wie vor gebraucht. Für die Zukunft wünschte er sich vor allem neue Siebenerinnen. Auch er dankte den Ehrenamtlern für die hervorragende Unterstützung im vergangenen Jahr.
Über den Strukturwandel in der Landwirtschaft berichtete Emil Linke vom Amt für ländliche Entwicklung. Die moderne Technik mit immer größer werdenden Maschinen mache immer weitere Veränderungen im Zuschnitt von Wegenetzen nötig. Während es Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch üblich war die Wege sternförmig von den Orten aus anzulegen, ist es mittlerweile nötig große und belastbare Ringstraßen zu erstellen. Hier würde die herausragende Stellung des Feldgeschworenen sichtbar. „Sie übernehmen Verantwortung setzen klare Grenzen, die der Sicherheit der Allgemeinheit dienen“, so Linke weiter. Gerade bei Flurbereinigungen wo es darum geht Grundstücke abzugeben, gegen neue einzutauschen sei ein akzeptierter Ansprechpartner vor Ort ausgesprochen wichtig. Für den Einsatz und die Unterstützung seines Amtes dankte Linke allen Siebenern.

Nachhaltiges Wirtschaften
Zum Abschluss der Ansprachen forderte Landwirtschaftsdirektor Joachim Dömling die Anwesenden auf: „Bleiben sie ein echter Siebener.“ Der unterfränkische Bauernverbandspräsident Bernhard Weiler warb für mehr Verständnis im Umgang mit unseren beschränkten Ressourcen. Als Beispiel stellte er eine mehrere Hundert Jahre alte Zehntscheune in seiner Nachbarschaft vor und verglich sie mit der kurzen Lebenserwartung, die manches Möbelstück aus bestimmten Möbelhäusern zu erwarten hätten. Von der aktuellen Situation in der Diskussion um den Steigerwald spannteer den Bogen zum neu gewählten Europa-Parlament. „Kompromisse seinen nötig“, so Weiler abschließend.

Musikalische Untermalung beim gemeinsamen Mittagessen
Unter dem Motto „Die Forelle“ begleitete der Lülsfelder Kirchenchor das gemeinsame Mittagessen der Feldgeschworenen und Ehrengäste. Zwischen den Musikstücken trug die ehemalige zweite Bürgermeisterin Julia Wiener ein Gedicht über das Leben in der Gemeinde in der „guten alten Zeit“ vor.

Keine Überraschung bei den Neuwahlen
Die Neuwahlen führte unter der Leitung von Wolfgang Anger der aus den drei anwesenden Bürgermeistern bestehende Wahlausschuss durch. Sowohl für die Nachfolge von Kreisobmann Bandorf, als auch für dessen Stellvertreter Klaus Wiederer, die beide nicht mehr antraten gab es nur einen neuen Vorschlag. So wurde in einer zügigen Abstimmung Dr. Erhard Rückert aus Sulzheim zum neuen Kreisobmann der Feldgeschworenengruppe Schweinfurt Süd gewählt. Seine Stellvertretung übernimmt Helmfried Ziegler aus Lindach. In der weiteren Vorstandschaft gibt es nur eine Änderung. Alois Krais aus Handthal ersetzt Ludwig Sendner aus Dingolshausen. Kassier bleibt nach wie vor Klaus Rudolph (Frankenwinheim), Schriftführer Winfried Ernst (Rügshofen). Weitere Beisitzer sind Robert Schemmel (Lülsfeld) und Josef Wächter (Herlheim).

Dann bedankte Bandorf sich bei seinen Vorstandsmitgliedern für die sehr gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit und wünschte seinen Nachfolgern eine glückliche Hand.

Abschließend richtete Erhard Rückert ein paar persönliche Worte an die Anwesenden. Die Zusammenarbeit mit den Behörden werde sehr gut funktionieren, da er mit den Ansprechpartnern bereits bestens bekannt sei. Er bedankte sich bei den ausscheitenden Vorstandsmitgliedern mit einem Brunch-Gutschein. Außerdem dankte er Bürgermeister Anger für die Bereitstellung der Infrastruktur und die Vorbereitung der Festlichkeiten. Mit dem Hinweis, er selbst sei vor rund 25 Jahren in Lülsfeld vereidigt worden leitete er zum gemütlichen Beisammensein über.
(Matthias Wiener)

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