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Ehrung für zwei Urgesteine der Lülsfelder Dettelbach-Wallfahrt

LÜLSFELD (ra) Nach alter Tradition pilgerten 56 Lülsfelder am Sonntag bei durchwachsenem Herbstwetter von der Dettelbacher Wallfahrtskapelle zurück in ihren Heimatort.

Bereits in den frühen Morgenstunden, um 4.30 Uhr waren eine Frau und drei Männer in Lülsfeld gestartet und durch Wälder und Felder nach Dettelbach gewandert. Dort trafen sie sich mit den Gläubigen, die mit dem Bus gekommen waren, und zogen mit ihnen in die Wallfahrtskirche ein. Zusammen mit Pater Eginio (Richard Heßdörfer) feierten sie den Gottesdienst, wobei Ruhestandspfarrer Raimund Merget als Konzelebrant fungierte.

Anschließend wallten die Lülsfelder zu den Klängen der Lülsfelder Blaskapelle unter der Leitung von Bernhard Scheder und unter strömendem Regen nach Gerlachshausen, wo sie das Mittagessen einnahmen. Bei der Rückkehr in die Heimat wartete Pfarrvikar Michael Prokschi schon an der Ortsgrenze und geleitete die Gläubigen zur Kirche. Dort erhielten alle Teilnehmer ihre Wallwedel mit Süßigkeiten, die Gaby Haubenreich vorbereitet hatte.

Michael Prokschi sagte im Lülsfelder Gotteshaus: „Zwei Namen sind seit 30 Jahren eng mit der Wallfahrt nach Dettelbach verbunden: Otmar Haubenreich und Reinhard Peppel. Das ist ein Anlass, Dank zu sagen.“ Der Vikar lobte die Musiker und auch die Kinder, welche die Fahnen trugen, bevor er im Auftrag des Pfarrgemeinderats mit Edith Schoder große Wallwedel an die zwei Jubilare überreichte.

Diese bedankten sich, wobei Otmar Haubenreich meinte: „Was wären wir zwei, wenn ihr nicht mitwallen würdet?“ Und Reinhard Peppel ergänzte: „Wir werden uns weiterhin zur Verfügung stellen.“ Das Te Deum, das „Großer Gott, wir loben dich“, beendete die kurze Andacht.

Nach der Andacht nahmen sich die beiden Geehrten kurz Zeit für ein Gespräch mit der Main-Post. 1981 sorgten die beiden, auf Nachfrage des damaligen Ortsgeistlichen Rudolf Gerstenberg hin, für die Neubelebung und Organisation der Wallfahrt von Lülsfeld nach Dettelbach.

An ein Vorkommnis erinnert sich Vorbeter und Organisator Otmar Haubenreich, der in früheren Jahren daneben auch noch die Tuba bei der Wallfahrt spielte, besonders gern: „Im Dimbacher Wald kam uns im Jahr 1988 Panzer der US Armee entgegen. Wegen des Panzerlärms betete ich immer lauter vor. Der Panzerfahrer fuhr schließlich rechts ran, stellte den Motor ab und die Besatzung stieg aus. Die Soldaten meinten wohl, ich sei der Pfarrer und knieten sich nieder. Also gab ich ihnen den Segen. Sie wollten mir noch eine Spende geben, doch ich sagte auf Englisch, ich nähme keine Dollars.“

Reinhard Peppel kann sich an eine weitere Begegnung mit einem US-Soldaten erinnern: „Der ist vom Rimbacher Wald aus bis zum Lülsfelder Ortsschild bei uns mitgelaufen – mit dem Helm unter dem Arm. Dann ist er zurück zu seiner Einheit.“

Tradition war schon früher der so genannte Wallweck, den die Eltern ihren Kindern zuhause vom Wallen nach Dettelbach mitbrachten. Dies haben die Organisatoren ab dem Jahr 1981 etwas geändert. Bei der Rückkunft in Lülsfeld werden heutzutage Wallwedel mit Süßigkeiten an alle Wallfahrer verteilt.

Reinhard Peppel nimmt schon seit sage und schreibe 53 Jahren jedes Jahr an der Wallfahrt teil, seit 48 Jahren ist er der Träger des Marienbildes. „Nur ein einziges Mal war Reinhard verhindert. Und da hat er sich dann den Wallfahrern von Schallfeld angeschlossen, die an einem anderen Wochenende pilgerten“, sagt Otmar Haubenreich.

An einer bestimmten Stelle im Dimbacher Wald werden die Wallfahrer übrigens in jedem Jahr gezählt. Haubenreich hat vor 30 Jahren eine Liste angelegt, in der er genau Buch führt. So weiß er, dass es 13 Personen gibt, die in den 30 Jahren mindestens schon 20 Mal gepilgert sind.

In den 30 Jahren haben insgesamt 1610 Personen meist am vierten Sonntag im September an der Wallfahrt teilgenommen. Leichten Nieselregen gab es nur in fünf Jahren, 2004 sorgte ein heftiges Gewitter dafür, dass alle Teilnehmer zwischen Rimbach und Lülsfeld nass bis auf die Haut wurden. Aber: 24 Jahre begleitete eitel Sonnenschein die Wallfahrer. „Aber heuer wurden wir wieder nass“, schmunzelte Reinhard Peppel.

Quelle: Mainpost

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