Thomas Sävert: Obwohl man immer noch nicht eindeutig sagen kann, ob es ein Downburst oder ein Tornado war, so spricht doch viel für einen Tornado.
Seine These stützt der Sturm-Experte vor allem auf folgende Fakten:
Zum einen die Stärke von 180 Stundenkilometern und mehr, ganz besonders aber die Urgewalt, mit der die mitgerissenen Trümmer in das Klostergebäude eingeschlagen sind und die nicht typisch für einen Downburst sei, wenngleich Sävert einräumt, dass das Schadensbild bei einem sehr schnellziehenden Tornado dem bei einem Downburst ähnelt. Auch kann ein solcher Downburst durchaus ähnliche Windgeschwindigkeiten aufweisen.
Die lange, enge Schneise, die der Orkan, der über Lülsfeld hinweggebraust ist, geradlinig vom Masten am Frankenwinheimer Wald bei Krautheim über Lülsfeld bis in den Brünnauer Wald (Lohe-Wald) an der Straße nach Järkendorf gezogen hat. Sie sei zu schmal für einen Downburst, so Sävert. Eine Gewitterfallböe (Downburst) breite sich nach dem Auftreffen auf dem Boden eher fächerförmig in die Breite aus, gehe quasi auch zur Seite weg. Eine derartige Schneise könne höchstens ein Micro-Burst, also ein Downburst im Miniformat gezogen haben. Der würde aber nicht ausreichen, um derartige Schäden zu hinterlassen und schwere Teile über diese großen Strecken zu verfrachten wie am 1. März in Lülsfeld.
Dass etwa ein Vierkantholz wie im Kloster Maria Schnee die Wand durchschlägt, sei für einen Downburst sehr ungewöhnlich. Der Unwetter-Fachmann: Die ganze Fassade ist voller Einschlagstellen und -spuren. Da muss es diverse große Trümmer dagegen gewirbelt haben. Das sei ein deutliches Anzeichen für einen Tornado.
Sturmjäger vor Ort in Lülsfeld
Zur Erläuterung: Thomas Sävert hat das Internetportal naturgewalten.de mit dem Schwerpunkt Hurrikane, Tornados und Sturmfluten aufgebaut. In die dort gepflegte Tornadoliste hat er auch den Verdachtsfall Lülsfeld eingetragen. Die Liste gibt Aufschluss darüber, wie oft, bei welchen Wetterlagen und wo Tornados in Deutschland aufgetreten sind, um als Fernziel entsprechende Vorhersagen treffen zu können.
Nach Aussage von Thomas Sävert waren Mitglieder von Skywarn Deutschland in Lülsfeld, um sich die Schäden näher zu betrachten. Dem im Aufbau befindlichen Ableger des Sturmjäger-Vereins in den USA gehören derzeit etwa 100 hauptberuflich und ehrenamtlich tätige Wetterforscher als Mitglieder an.
Um weitere Rückschlüsse auf die Unwetterkatastrophe in Lülsfeld ziehen zu können, wäre Thomas Sävert dankbar, wenn sich Augenzeugen mit ihm per E-Mail unter der Adresse
Die von Jörg Kachelmanns Wetterdienste Meteomedia auf dem Gelände der Unterfränkischen Überlandzentrale (ÜZ) in Lülsfeld betriebene, aber nicht direkt von Emma betroffene Wetter-Messstation hat übrigens am 1. März zwischen 8 und 9 Uhr eine Spitzengeschwindigkeit von 104 Stundenkilometern festgehalten. Das entspricht der Windstärke 11.
Im Bereich des wenige Hundert Meter weiter niedergehenden Orkans war der Wind natürlich ungemein stärker, wie die Zerstörungen zeigen.
Quelle: Mainpost
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