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Doppel-Belastung auf Dauer zu viel

LÜLSFELD. Fast 18 Jahre ist Bürgermeister Robert Schemmel schon für die Gemeinde tätig. Von 1990 bis 1996 war er Gemeinderat; seit fast zwölf Jahren ist er Bürgermeister. Für die Wahl am 2. März ließ sich der 54-jährige Landwirt aus familiären und auch beruflichen Gründen nicht mehr von der Unabhängigen Wählergemeinschaft Lülsfeld nominieren. Bei seiner letzten Wahl 2002 bekam er bei einer Wahlbeteiligung von rund 90,4 Prozent 94,8 Prozent der Stimmen: ein hervorragendes Ergebnis.

Dass er ab Mai nicht mehr als Bürgermeister zur Verfügung steht, hatte Robert Schemmel dem Gemeinderat schon im Juli 2007 mitgeteilt. „Die waren zwar überrascht, als ich das ankündigte, haben es aber akzeptiert“, sagt der Kommunalpolitiker und Landwirt. Für den ehrenamtlichen Bürgermeister, Landwirt und Familienvater waren es zwei konkrete Gründe, die ihn nach reiflicher Überlegung bewogen, nicht mehr anzutreten.

„Meine Mutter, meine Schwiegermutter und meine Tante sind mittlerweile 96, 80 und 87 Jahre alt. Da ist jederzeit in der Familie mit einem höheren Betreuungsaufwand zu rechnen. Außerdem beendet unser Sohn Ulrich (22) bald sein Studium als Agraringenieur. Er möchte zwar mittelfristig den Hof übernehmen, zunächst aber erst Erfahrungen in anderen landwirtschaftlichen Betrieben oder in der Industrie sammeln, vielleicht auch im Ausland. Sowohl der landwirtschaftliche Betrieb als auch das Bürgermeisteramt erfordern von mir vollen Einsatz. So wie ich das abschätze, wäre es nicht mehr möglich gewesen, Beruf und Amt auf Dauer so in Einklang zu bringen, dass weder das eine noch das andere leidet. In den letzten Jahren war das oft eine 150-prozentige Belastung. Das geht auch an die Gesundheit. Wenn man die 50 überschritten hat, sollte man einen Gang zurückschalten“, sagt Schemmel. Und: „Wenn man 18 Jahre für die Gemeinde tätig war, ist das ein Zeitraum, wo man sagen kann: Das ist genug“.

Ab Mai wird der 54-Jährige also beruflich nur noch für seinen Ackerbaubetrieb mit immerhin rund 100 Hektar Fläche zur Verfügung stehen.

Dass er jetzt nicht mehr antrete, habe „überwiegend private und berufliche Gründe und weniger mit der Gemeinde zu tun“, betont Schemmel. In den letzten zwölf Jahren sei das Klima im Gemeinderat sehr gut gewesen. „Die Ziele wurden immer gemeinsam erreicht. Zuvor in meiner Zeit als Gemeinderat war das noch ein wenig anders.“

Und in die Tat umgesetzt wurde vieles: „Es wird sich selten ein Dorf finden, in dem im Verhältnis zur Einwohnerzahl so viel gemacht wurde wie bei uns“, sagt Schemmel nicht ohne Stolz. Als Beispiele führt er das Gemeindezentrum in Lülsfeld mit Rathaus, Feuerwehrhaus und Bauhof 1997/98 an, das rund 1,5 Millionen DM kostete, außerdem das neue Feuerwehrhaus in Schallfeld, das 1996/97 für 560 000 DM gebaut wurde. „All diese Projekte konnten nur mit viel Eigenleistung unserer Bürger verwirklicht werden“, lobt Schemmel deren Engagement.

Generalsaniert wurden die beiden Kläranlagen – im Jahr 2000 die in Lülsfeld für 900 000 DM und 2006 die in Schallfeld für rund 555 000 Euro. „Beide Anlagen sind naturnah mit Schönungsteichen und laufen ohne Strom. Wir legten großen Wert auf wenig Wartungsaufwand und haben gute Ablaufwerte“, sagt Schemmel.

Auch für Bauplätze habe der Gemeinderat in beiden Orten für die nächsten Jahre vorgesorgt, indem 52 Plätze, 48 davon in Gemeindebesitz, ausgewiesen wurden. In Lülsfeld wurde der Kindergarten saniert und erweitert. Geordnet ist auch das Gemeindearchiv. Die Kirchengemeinden unterstützte der Gemeinderat durch stattliche Zuschüsse bei Renovierungen in Lülsfeld und Schallfeld oder für die Orgel in Lülsfeld. Die Feuerwehren erhielten 2007 neue Pumpen. In Lülsfeld wurden das Leichenhaus und Parkplätze errichtet, in Schallfeld das Pfarrheim saniert, das der Gemeinde gehört.

Auch die beiden Sportvereine erhielten beachtliche Unterstützung. Der SV Germania Lülsfeld erhielt das Gemeinschaftshauses als Vereinsheim im Erbbaurecht, der FC Schallfeld einen entsprechenden Zuschuss für den Neubau des Schallfelder Sportheims. „In den letzten zwölf Jahren ist in der Gemeinde viel bewegt worden. Das kostete viel Engagement des Gemeinderates und auch der Bürger. Wir können darauf stolz sein. Ohne die Beteiligung der Bürger wäre vieles in dem Umfang nicht möglich gewesen“, sagt Schemmel.

Aber trotz der Investitionen stehe die Gemeinde finanziell sehr gut da. Die Verschuldung liege mit rund 430 Euro pro Einwohner (insgesamt etwa 350 000 Euro) unter dem Landesdurchschnitt, führt der Bürgermeister an.

„Rückblickend bin ich zufrieden und in gewissem Sinn auch stolz auf das, was geleistet worden ist“, sagt Schemmel. Zudem habe sich das Miteinander in den beiden Ortsteilen sehr verbessert. Sein Wunsch sei es, so Schemmel, dass sich die guten Beziehungen, die sich in den letzten Jahren aufgebaut haben, unter seinem Nachfolger weiter entwickeln und ein Rückfall in frühere Zeiten (nach der Gebietsreform) vermieden wird.

Quelle: Mainpost

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